Der Existenzkampf palästinensischer Kinder

Baby sitzt auf dem Boden vor einem Zelt und streckt seine Arme in die Kamera.
Sadness

Hunderte Zelte in allen Farben stehen am Fusse einer langen Häuserreihe im Sand. Auf den Seilen, die die Zelte halten, ist Wäsche zum Trocknen aufgehängt, um die herum Kinder Verstecken spielen. Andere nutzen die Seile als Volleyballnetz, um einen Match auszutragen. Im Hintergrund überragen zwei Minarette die Stadt, in der die Bombenangriffe Narben hinterlassen haben. Überall springen einem die Zerstörung und das Leid, die durch die Bombardierungen verursacht wurden, ins Auge. Geht man zwischen den Zelten umher, begegnet man den intensiven, desillusionierten Blicken ihrer Bewohner:innen. Trotz der Angst ist manchmal auch ein Lächeln wahrzunehmen. Seit Oktober 2023 und dem Kriegsausbruch in Gaza bilden die Vertriebenen im Gouvernement Rafah Tag für Tag ein Menschengewimmel. Die Region erlangte traurige Berühmtheit durch die Massaker, die die ganze Welt schockierten.

In einem Zelt leben

Die Notunterkunft von Maha*, 39 Jahre alt, ist einer der wenigen Orte, die ihr etwas Privatsphäre bieten.
Zwei Kinder und eine Frau sind vor dem Eingang eines Zeltes beschäftigt.

Der Lärm...

Doch der Lärm von Kampfflugzeugen, die das Lager überfliegen, erinnert immer wieder daran, dass hier niemand in Sicherheit ist. 

Zwei Mädchen waschen in einem Zelt die Wäsche.

...unaufhörlich

Und ist kein Flugzeug zu hören, ist es der Regen, der auf die Zeltplane tropft. Denn im Chaos ist es niemals still.
Ein hockender junger Mann hält ein Baby in den Armen.

Ein einziger Wunsch: schlafen zu können

Die verwitwete Mutter, deren Mann bei einem Bombenangriff getötet wurde, hat nur einen Traum: «tief schlafen», da selbst ihr Recht auf Schlaf nicht mehr gewährleistet ist. 

Ein kleines Mädchen liegt auf Decken auf dem Boden.

Kleidung als Windeln

Ein Baby auf dem Arm, das jüngste ihrer Kinder, für das sie in Ermangelung des notwendigen Materials alte Kleider als Windeln verwendet, erzählt sie von ihren Ängsten.
Maha umgeben von ihrer Familie posiert vor ihrem Zelt.

In einem Zelt leben

Die Notunterkunft von Maha*, 39 Jahre alt, ist einer der wenigen Orte, die ihr etwas Privatsphäre bieten.
Zwei Kinder und eine Frau sind vor dem Eingang eines Zeltes beschäftigt.

Der Lärm...

Doch der Lärm von Kampfflugzeugen, die das Lager überfliegen, erinnert immer wieder daran, dass hier niemand in Sicherheit ist. 

Zwei Mädchen waschen in einem Zelt die Wäsche.

...unaufhörlich

Und ist kein Flugzeug zu hören, ist es der Regen, der auf die Zeltplane tropft. Denn im Chaos ist es niemals still.
Ein hockender junger Mann hält ein Baby in den Armen.

Ein einziger Wunsch: schlafen zu können

Die verwitwete Mutter, deren Mann bei einem Bombenangriff getötet wurde, hat nur einen Traum: «tief schlafen», da selbst ihr Recht auf Schlaf nicht mehr gewährleistet ist. 

Ein kleines Mädchen liegt auf Decken auf dem Boden.

Kleidung als Windeln

Ein Baby auf dem Arm, das jüngste ihrer Kinder, für das sie in Ermangelung des notwendigen Materials alte Kleider als Windeln verwendet, erzählt sie von ihren Ängsten.
Maha umgeben von ihrer Familie posiert vor ihrem Zelt.
Maha
Witwe mit ihren Kindern

 «Wir können nicht mehr zwischen Donnergrollen und Bombenangriffen unterscheiden. Bei jeder Explosion leuchtet der Himmel über Rafah. Unser Leben ist voller Grauen.»

Sobald es dunkel wird, erhellen zwischen den Zelten die Flammen der Kocher die Gesichter, die von den Monaten des Exils und den schlimmen Lebensbedingungen gezeichnet sind. Grosse Blechschüsseln werden herumgereicht, sofern es etwas zum Kochen gibt. Das ist eine der Tragödien dieses Krieges: Es gibt nicht genug zu essen. Auf der Suche nach Nahrungsmitteln begeben sich Kinder und Eltern in Todesgefahr, wenn sie sehr gefährliche Gebiete durchqueren, wo sie in die Schusslinie geraten oder von Bomben getroffen werden können. 

Ein Kind und ein Mann sitzen vor einem Zelt auf dem Boden.
Climate / drought

Die Folge: Laut Human Rights Watch sind 90 Prozent der Kinder unter zwei Jahren sowie der schwangeren und stillenden Frauen in Gaza von «schwerer Ernährungsarmut» betroffen, was bedeutet, dass sie weniger als zwei Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen. Huda*, 10 Jahre alt, einen schwarzen Kapuzenpullover über den Schultern, erzählt empört von ihrem Hunger und ihrem Durst, während sie im Zickzack zwischen den Wasserpfützen hindurchläuft: «Ich bin verzweifelt, weil ich nur trockene Lebensmittel esse und mich zum Trinken anstellen muss.»

Lastwagen voller Kartons mit Hilfsgütern.

Trotz dieser dramatischen Situation ist es für die humanitäre Hilfe schwierig, sich einen Weg nach Rafah zu bahnen, um die über eine Million Vertriebenen zu versorgen. Tausende mit Lebensmitteln und Material beladene Lastwagen warten hinter Absperrungen. Doch nur wenige Kilometer trennen die Produkte von den Menschen, die sie benötigen: Auf der anderen Seite der Grenze, in Ägypten, geben sich die Teams von Tdh die grösste Mühe. 

Doch aufgrund der administrativen Hürden «sind wir von einer ausreichenden humanitären Hilfe sehr weit entfernt», bedauert Simone Manfredi, Delegationsleiter von Tdh in Jerusalem. Die israelischen Behörden blockieren den Zugang für Waren und humanitäre Helfer:innen. «In Gaza können wir uns daher ausschliesslich auf unser lokales Team verlassen, das selbst sehr stark betroffen ist», erklärt Simone. Die Teams sind deshalb erleichtert, wenn die Lastwagen durchkommen. Seit März gelingt es Tdh, einen Konvoi pro Monat vor Ort zu bringen. Ziel ist es, den Schwächsten ihre Würde zurückzugeben und gleichzeitig Freizeitaktivitäten mit Kindern aufrechtzuerhalten, für die es auch wichtig ist, zu spielen und ihre Gefühle auszudrücken. Die Kinder fragen sich: «Werden wir jemals wieder in die Schule gehen können?»

Der rosafarbene Pullover der 10-jährigen Mariam* hat als Aufdruck ein Herz mit dem Schriftzug «Love forever» in der Mitte, der in Kontrast zur Brutalität des Krieges steht. «Ich wollte Ingenieurin werden, aber seit Beginn dieses Krieges ist mir klar, dass ich nie etwas sein werde.» Nichts mehr sein: ein schrecklicher Gedanke, den kein Kind haben sollte. Doch die Bombenangriffe und Zwangsvertreibungen sind zu gewaltsam, der Schock zu stark.

Khitam bei einer Malaktion mit Mädchen
Khitam Abuhammad
Leiterin des Tdh-Büros in Gaza

 «Sie haben Schlafstörungen, empfinden Wut und bringen ihre Aggressivität zum Ausdruck. Das sind typische Symptome eines traumatischen Lebens. Seit 17 Jahren leben sie unter ständiger Blockade, haben bereits mehrere Kriege erlebt und noch nie einen ganzen Tag ohne Stromausfall erlebt.»

Vor diesem Hintergrund führt Tdh Aktivitäten durch, um Kinder und ihre Familien zu schützen. Die psychologische Erstversorgung und die Teilnahme an Spielen zum Beispiel ermöglichen es Kindern, sich zu öffnen, und helfen ihnen, Erleichterung zu finden, indem sie über ihre Traumata sprechen. Es gibt auch Schlüsselbotschaften und Sensibilisierungsaktivitäten für die Eltern, damit sie Konflikte innerhalb der Familie lösen können, denn Aggressivität ist in einer traumatischen Situation eine normale Reaktion. «Wir geben den Eltern Mittel zur Hand, damit sie dank einer positiven Einstellung besser mit dem Stress ihrer Kinder umgehen können», bringt es Khitam auf den Punkt. «Man verwendet oft das Wort Resilienz, aber hier geht es um etwas Grösseres», meint Simone mit Bewunderung. Zum Schluss sagt er

«Der tägliche Umgang mit Palästinensern gibt uns Hoffnung und den Willen, mit ihnen zu kämpfen.» 

Ja, ich will helfen.

Ein aus der Nähe fotografierter Junge isst ein Stück Brot.

Ja, ich will einen Unterschied machen 

Sie schenken z. B. Windeln für ein Baby für einen Monat.
Sie spenden z. B. Hygieneartikel für zwei Familien.
Sie tragen beispielsweise dazu bei, eine psychologische Notfallbetreuung für eine Gruppe von Kindern zu finanzieren.
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