Das zweifache Trauma syrischer Kinder

von Kindern in Syrien
01.05.2023

Die Erdbeben in Syrien vor knapp drei Monaten haben tausende Familien erneut vertrieben. Für die Kinder hat das nun schwerwiegende Folgen: Die Gewalt gegen sie nimmt zu und das Risiko von Kinderarbeit steigt. Das führende Schweizer Kinderhilfswerk Terre des hommes bietet psychologische erste Hilfe an und versorgt Familien mit Hygieneprodukten. Der Bedarf an Unterstützung ist nach wie vor enorm.  

Die prekären Bedingungen zahlreicher Familien in Syrien wurden durch die Erdbeben Anfang dieses Jahres drastisch verschlimmert. Erneut aus ihrem Zuhause vertrieben, sind Kinder in teils überfüllten Sammelunterkünften zunehmend emotionalem und physischem Missbrauch ausgesetzt. Knapp drei Monate später bleibt der Bedarf an psychosozialer Unterstützung gross – sowohl für Kinder wie auch für ihre Eltern.  

Gefährdeter Kinderschutz

«Die Kinder in Aleppo haben Angst vor lauten Geräuschen und fühlen sich in den Gebäuden nicht sicher, da sie befürchten, dass diese einstürzen könnten», sagt Monika Kolomaznikova, Landesvertreterin von Terre des hommes (Tdh) in Syrien.

Die Eltern von traumatisierten Kindern in Syrien nennen exzessives Weinen und Bettnässen als häufige Symptome. Die Hygienesituation stellt eine weitere Herausforderung dar: Waschgelegenheiten fehlen und aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse und der überfüllten Unterkünfte haben Mädchen Angst, sanitäre Anlagen zu benutzen. Für die Eltern hat das Erdbeben Stress und finanzielle Sorgen zur Folge und führt zu einem Anstieg der Gewalt gegen Kinder. Tdh befürchtet eine mögliche Zunahme von Kinderehen und Kinderarbeit.

«Stell dir vor, du seist ein Luftballon»

In Aleppo und Latakia versorgt Tdh zusammen mit lokalen Partnerorganisationen Kinder und ihre Familien mit Hygienepaketen und bietet psychologische Ersthilfe an. Ausserdem hat Tdh kinderfreundliche Räume eingerichtet, um den Kindern zu helfen, ein Gefühl der Sicherheit zu erlangen und sie beim Überwinden von Stress und Traumata zu begleiten.

«Dabei geht es um aktives Zuhören und darum, für die Kinder da zu sein, damit sie uns ihre Bedürfnisse mitteilen können», erklärt Monika Kolomaznikova.

Mit Zeichnungen drücken Kinder aus, wie es sich anfühlt, Angst zu haben und lernen verschiedene Techniken, um mit dem Stress umzugehen. Eine dieser Techniken ist die Atmung: Dafür tun sie so, als wären sie ein Luftballon, der bei tiefem Einatmen immer grösser wird. Dies kann ihnen helfen, die innere Anspannung, die mit Stress verbunden ist, etwas abzubauen.

Tdh richtet momentan ein mobiles Kinderschutzteam ein, um in Zukunft auch Menschen, die abseits von den Sammelunterkünften leben, erreichen zu können.  

 

Bild: ©Tdh/Antoine Makdis

Diese Seite teilen