Am 24. Februar jährt sich der Krieg in der Ukraine zum ersten Mal. In den Nachbarländern verschiebt sich der Schwerpunkt der Hilfe für Flüchtlingsfamilien von der Notfallunterstützung zur längerfristigen Integration. Aktivitäten des führenden Schweizer Kinderhilfswerks Terre des hommes in Rumänien zeigen, wie ukrainische Kinder erfolgreich integriert werden können. Die Situation bleibt aber weiterhin fragil.
Der am 24. Februar ein Jahr andauernde Krieg in der Ukraine hat Millionen von Familien zur Flucht gezwungen. Für Aufnahmeländer stellt dies nach wie vor eine Herausforderung dar. Das Schweizer Kinderhilfswerk Terre des hommes (Tdh) unterstützt Flüchtlingsfamilien in Nachbarländern der Ukraine, wie beispielsweise Rumänien, wo fast 109'000 Geflüchtete aus der Ukraine registriert wurden. Dort hat sich der Fokus der Hilfeleistung von kurzfristiger Notfallunterstützung zunehmend auf die längerfristige Integration verlagert.
Aktivitäten für ukrainische und rumänische Kinder
«Seit Beginn des Krieges haben sich die Bedürfnisse der ukrainischen Flüchtlingsfamilien verändert. Wir passen unsere Aktivitäten an die Familien an, die für einen längeren Zeitraum hierbleiben werden», sagt Radu Racareanu, Leiter des Nothilfeprogramms von Tdh in Rumänien.
Während Tdh vor einem Jahr vor allem Informations- und Übersetzungsdienste für die ukrainischen Flüchtlingsfamilien in Rumänien zur Verfügung stellte, unterstützt die Organisation sie nun bei der Eingewöhnung an neuen Wohnorten und bietet regelmässige psychosoziale Hilfe für die Kinder an. Tdh legt zunehmend einen Fokus auf die Zusammenarbeit mit dem lokalen Bildungssystem und die Stärkung der Sozialarbeit, um Flüchtlingskinder aktiv bei ihrer langfristigen Integration zu begleiten. Dabei ist es für eine nachhaltige Integration zentral, dass nicht nur ukrainische, sondern auch einheimische Kinder in Aktivitäten miteinbezogen werden.
Der elfjährige Timofey ist mit seiner Familie aus Zhytomyr, einer Stadt im Westen der Ukraine, nach Bukarest geflohen. Dort nimmt er an Aktivitäten von Tdh teil, die helfen, Stress abzubauen und durch Kontakt mit Gleichaltrigen ein Gefühl der Normalität wiederzuerlangen. Ausserdem besucht Timofey die kürzlich von Tdh eröffnete Resilience Innovation Facility, wo junge Geflüchtete gemeinsam mit rumänischen Kindern und Jugendlichen auf eine kreative Art ihre Talente erforschen und sich mit ihrer Zukunft auseinandersetzen können.
«Ich fühle mich in Rumänien sicher und beschützt, wie früher zu Hause», sagt Timofey. «Jetzt lerne ich Rumänisch und kenne schon viele Wörter. Das hilft mir bei der Kommunikation mit Gleichaltrigen und gibt mir das Gefühl, dass ich hier nicht fremd bin, dass ich nicht im Stich gelassen werde.»
Die Situation bleibt fragil
Obwohl die Integration von ukrainischen Familien in Rumänien, auch dank grosser Solidarität der rumänischen Bevölkerung, gut funktioniert, ist weiterhin grosser Einsatz gefragt. Während den kalten Monaten bietet Tdh Winterkleidung und Lebensmittel an, um sicherzustellen, dass alle die nötige Unterstützung erhalten. Das Risiko, dass sich die Lage je nach Entwicklung des Krieges und der Wirtschaft in der Ukraine schnell verändern kann, bleibt bestehen.
«Eine plötzliche Änderung der Zahl der Ankommenden könnte die soziale Infrastruktur in Rumänien, die bereits durch die Bedürfnisse der einheimischen Bevölkerung überlastet ist, überfordern», sagt Radu Racareanu.
Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine unterstützt Tdh ukrainische Flüchtlingsfamilien in Ungarn, Moldawien und Rumänien und bietet psychologische Hilfe für Kinder und Mütter an. In Rumänien, wo nach Angaben von UNHCR fast 109'000 ukrainische Flüchtlinge registriert wurden, hat Tdh im Jahr 2022 mehr als 11'000 Geflüchtete unterstützt. Zudem leistet Tdh humanitäre Hilfe für die intern vertriebenen Familien im Westen der Ukraine.
Die Stiftung Terre des hommes (Tdh) ist das führende Kinderhilfswerk der Schweiz. Wir streben nach einer Welt, in der die Kinderrechte – wie sie in der Kinderrechtskonvention festgelegt sind – immer respektiert werden. Einer Welt, in der Kinder in einem sicheren Umfeld aufwachsen und Akteure des Wandels werden, den sie sich für ihr Leben wünschen.
*Quelle: UNHCR
Bild: © Tdh/Petrut Calinescu