Familien vor den Folgen der Dürre bewahren

Drei kleine kenianische Mädchen laufen über ein ausgetrocknetes Gelände.

Unter dem bruchstückhaften Schatten einer verkrüppelten Akazie sind etwa 40 Frauen und Kinder versammelt, es herrscht fröhliches Geplapper. Viele sitzen im Schneidersitz auf bunten Matten, die auf dem trockenen Gras ausgebreitet wurden. Babys klammern sich an die Arme ihrer Mütter. Andere wiederum warten stehend auf ihre Untersuchung. Es ist halb acht Uhr morgens, das vom Klinikleiter Bernard Mutwiri koordinierte Team hat zwei Tische und einige Stühle möglichst nahe am Baumstamm platziert, ebenso eine Messlatte und eine Personenwaage. Das Ganze dient als Arztpraxis mitten auf dem Land.

Wir befinden uns in Leheley, in der Nähe von Modogashe, einer in der Weite der ariden und semiariden Zonen im Nordosten Kenias verlorenen Ortschaft. Nach Garissa, der Hauptstadt des gleichnamigen Countys, sind es 150 Kilometer und viele Stunden auf schlechten Strassen. Hier leben fast 900’000 Menschen über ein Gebiet verstreut, das grösser als die Schweiz ist. In dieser Abgeschiedenheit in einer Region, die von den Auswirkungen der globalen Erwärmung hart getroffen wird, erfüllen Bernard Mutwiri und die Fachkräfte, die an seiner Seite arbeiten – Pflegepersonal, Ernährungsberater:innen und Apotheker:innen –, eine Aufgabe, die für die Bevölkerung lebenswichtig geworden ist.

Mütter und Kinder sind im Schatten eines Baumes inmitten eines ausgetrockneten Geländes versammelt.
Hospital

In einen grossen violetten Schleier gehüllt, trägt Kamila ihre Nichte Hikma mit einem rosa Tuch fest um die Hüfte gebunden. Nach dem Tod der Mutter des Mädchens nahm sie es in ihr strohgedecktes Haus auf, wo zwei weitere Waisen und ihre eigenen Kinder zusammenleben. Der Alltag dieses Haushaltes wurde durch die Dürre, von der die Region heimgesucht wird, aus dem Lot gebracht.

Als das mobile medizinische Team vergangenen Februar Hikmas Armumfang mass, stand die Diagnose fest: akute Mangelernährung. Das Mädchen wurde sofort in ein ambulantes Therapieprogramm aufgenommen. Seine Genesung konnte beschleunigt werden, dank einer finanziellen Unterstützung, die es seiner Tante ermöglichte, ihm und ihren anderen Kindern Essen zu kaufen.

Die violett verschleierte Kamila steht in der Mitte eines ausgetrockneten Feldes und hält ihre rosa drapierte Nichte an der Hüfte.
Kamila

«Jetzt geht es der Kleinen besser. Allen meinen Kindern geht es gut.»

Help

Da Familien wie diejenige von Kamila zu weit von medizinischen Einrichtungen entfernt wohnen, kommen die Gesundheitsdienste mit multidisziplinären Teams zu ihnen. Das Projekt wurde im Oktober 2022 mit Unterstützung der Glückskette lanciert und wird von Terre des hommes, dem kenianischen Gesundheitsministerium und den lokalen Behörden gemeinsam durchgeführt, mit dem Hauptziel, Erkrankungen und Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren sowie von schwangeren Frauen und stillenden Müttern zu vermeiden.

Ein Tdh-Mitarbeiter trägt ein Baby, das von einer anderen Person am Arm gemessen wird.
Climate / drought

Am Fusse des Baumes in Leheley wird der Vormittag dazu genutzt, Müttern Gesundheitstipps zu geben, Hygienepraktiken zu fördern, Impfungen durchzuführen, Medikamente und Vitaminpräparate an Personen abzugeben, die diese brauchen. Und vor allem wird das Team mangelernährte Kinder ausfindig machen, um komplizierte Fälle ins Spital von Modogashe zu überweisen.

Wassersorgen sind in Nordkenia und vor allem am Horn von Afrika eine Konstante. In den letzten drei Jahren sind in dieser Region, in der jährlich zwei Regenzeiten Wasser bringen, nacheinander fünf davon ausgefallen. Der ausbleibende Niederschlag führte zu einer noch schlimmeren Dürre als diejenige von 2010, die aufgrund ihrer aussergewöhnlichen Schwere in Erinnerung geblieben ist. Wiederum hat sich der Ernährungszustand der Bevölkerung erheblich verschlechtert. Der Zusammenbruch der Milchproduktion, der wichtigsten Proteinquelle für diese Familien, von denen 95 Prozent als Hirten leben, verschärft die Ernährungskrise. Mehr als neun von zehn Herdenbesitzern berichten von verlorenen Tieren.

Ein Ziegenhirte in Kenia

Wie bei allen anderen in ihrer Umgebung beruhte das wirtschaftliche Gleichgewicht von Kamilas Haushalt auf dem Viehbestand der Familie. «Wir haben eine schwierige Zeit durchgemacht. Es gab kein Trinkwasser und viele Krankheiten begannen sich auszubreiten. Da es keine Weideflächen mehr gab, ist unser Vieh verendet. Selbst unsere Esel und Kamele sind zu schwach geworden, um etwas zu transportieren. Das Geld für den Kauf wichtiger Produkte, darunter Lebensmittel, ist uns schliesslich ausgegangen», berichtet diese Mutter. 

Céline
 
Beaudic
Delegationsleiterin von Tdh in Kenia

«Unser Ziel ist es, die kenianischen Behörden zu befähigen, mehr zu tun und mehr zu erreichen. Die mobilen Teams, die auf die Bevölkerung zugehen, vereinen Expertise aus den Bereichen Gesundheit und Kinderschutz. Wir verteilen auch Hygienepakete mit einem 20-Liter-Kanister, einem Eimer, einem Stück Seife und Produkten für die Wasseraufbereitung. Schliesslich haben wir im Rahmen unseres Projekts die Kompetenzen von mehreren Dutzend Gesundheits- und Kinderschutzarbeitern gestärkt, damit sie Fälle erkennen und direkt auf die Mitglieder ihrer Gemeinschaften einwirken können.»

Mom

Nach einer geeigneten Behandlung wurden 95 Prozent der unter fünfjährigen Kinder, die an Mangelernährung gelitten hatten, wieder gesund.

Auch die kleine Maryan ist noch einmal davongekommen. Sie ist das jüngste von fünf Geschwistern, die in einem kleinen Lehmhaus mit einem notdürftig gedeckten Dach in einem Dorf am Rande von Garissa leben. Auf dem Boden ausgebreitete Lumpen dienen als Matratze. «Wir besitzen nur noch wenige Rinder», stellt ihre Mutter Sahara unter ihrem purpurroten Schleier schüchtern fest. Im Rahmen eines Outreach-Einsatzes diagnostizierte Tdh bei Maryan eine schwere akute Mangelernährung und überwies sie umgehend in ein Gesundheitszentrum von Garissa. Risala Hussein, die Ernährungsberaterin, die in dieser Klinik arbeitet, hat sich sofort nach seiner Ankunft um das Mädchen gekümmert. Es musste schnell gehandelt werden. «Maryan war in einem ernsten Zustand, sie ist gerade noch rechtzeitig in die Klinik gekommen», erinnert sich die 31-Jährige ganz gerührt.

«Maryans Mutter hatte erkannt, dass ihr Baby sich nicht normal entwickelte. Während der Schwangerschaft hatte sie selbst Hunger gelitten. Und danach wurde nichts besser», fährt die Ernährungsberaterin sanft lächelnd fort. Zum Glück konnte das Mädchen durch die Verabreichung von Medikamenten und therapeutischer Fertignahrung schnell wieder zu Kräften kommen. Innerhalb weniger Wochen stieg sein Gewicht von 4,6 auf 9,8 Kilo. «Nichts hätte mich glücklicher machen können, als zu sehen, wie meine Tochter zunimmt», betont Sahara, ihre Mutter, und hält die Kleine fest in den Armen.

Sahara, die in Purpur verschleiert ist, trägt ihre Tochter Maryan auf dem Arm vor der Tür ihres Hauses.

Im Hinblick auf die Zukunft ist die junge Mutter nachdenklich: «Die globale Erwärmung belastet unser Leben. Die Lösung wäre, mehr Bäume zu pflanzen und Brunnen zu bohren. Oder aber wir überlegen uns, an einen Ort weiterzuziehen, wo wir Wasser und Weiden vorfinden.»

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